Ist sexualpädagogische Arbeit politisch?
In dieser Rubrik geben Mitarbeitende des Zentrum für sexuelle Gesundheit Einblicke in ihre Gedanken, Erlebnisse oder Herausforderungen aus dem Alltag – persönlich, nahbar und manchmal auch politisch.
Den Anfang macht Bambi, manche nennen ihn auch Andreas:
Als Sexualpädagoge arbeitet er mit vielen unterschiedlichen Zielgruppen und bringt dabei nicht nur Fachwissen, sondern auch Haltung mit. Hier teilt er, was ihn aktuell bewegt:
💬 Ist sexualpädagogische Arbeit politisch?
»Ja. Immer. Sexualpädagogik bedeutet, Räume zu öffnen – für Fragen, Unsicherheiten, Identitäten. Für das, was Menschen bewegt, aber oft nicht sagen dürfen. Und allein das ist politisch.
Es ist politisch, wenn wir mit jungen Menschen über Körper, Gefühle, Grenzen und Einvernehmlichkeit sprechen. Wenn wir sagen: Du bist okay, so wie du bist. Wenn wir Queerness in einer Welt sichtbar machen, in der viele immer noch sagen, das gehöre „nicht in die Schule“.
Sexualpädagogische Arbeit stellt Macht in Frage. Sie fragt, wer sprechen darf und wer nicht. Sie fragt, wessen Körper geschützt werden und wessen nicht. Sie fragt, warum Wissen über Sexualität und Vielfalt immer noch ein Tabuthema ist.
Und sie gibt Antworten. Klare. Ehrliche. Manchmal unbequeme. Aber immer mit dem Ziel, Menschen zu stärken – nicht zu formen.
Wir sind keine neutralen Beobachter*innen. Wir sind Wegbegleiter*innen in einer Welt, die nicht für alle gleich sicher ist. Und wir wissen: Wissen kann schützen und sogar Leben retten. Aber erst, wenn es zugänglich wird. Verständlich. Nahbar. Ehrlich.
Doch genau das steht unter Druck. Wenn notwendige und Altersgerechte Aufklärung als „Frühsexualisierung“ diffamiert wird. Wenn queere Lebensrealitäten aus Lehrplänen getilgt werden sollen. Wenn wir angefeindet werden, weil wir Vielfalt sichtbar machen. Dann zeigt sich: Sexualpädagogik ist nicht nur politisch – sie ist auch umkämpft. Und gerade deshalb braucht es sie.«
Andreas Bösener
- Referent Social Media / MSM / Internetgestützte Prävention
- Medizinproduktbeauftragter, gemäß §6 MPBetreibV
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