Primärprävention während einer Pandemie

Sexual Health
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Die Aufgabe des Fachreferat Primärprävention besteht darin, dass Wissen bezüglich einer HIV-Übertragung und die damit verbundenen Vermeidungsstrategien der Gesellschaft zu vermitteln. Ziel ist es auch, noch bestehende Stigmata und die noch vorhandene Diskriminierung von HIV-positiven Menschen zu minimieren.

Natürlich werden auch die anderen sexuell übertragbare Infektionen, wie Syphilis und Tripper, nicht bei der Wissensvermittlung vergessen. Des Weiteren werden viele Informationen aus dem großen Themenfeld Sexualität an die Menschen weitergegeben.

Zu unseren Zielgruppen gehören alle Menschen ab der Klassenstufe 7 bis hin ins hohe Alter, unabhängig vom Geschlecht, der sexuellen Orientierung/Identität, der Religion, dem sozialen Stand oder der geistigen/körperlichen Entwicklung der Teilnehmer*innen.

Damit wir alle zur Zielgruppe gehörenden Menschen auch erreichen, haben wir verschiedene Ansätze. Hier bietet sich zum einen die Schule an. Hier ist der Großteil der Jugendlichen, fast zwanglos, zu erreichen. In einer, dem Unterricht fernen, Atmosphäre versuchen wir auf eine lockere Art diese doch ernsten und wichtigen Themen zu vermitteln. Die Veranstaltung findet natürlich personalkommunikativ statt und auf einer möglichst vertraulichen Basis. 

Auch in anderen Bildungseinrichtungen, wie z.B. den Berufsbildenden Schulen, erreichen wir die Jugendlichen vergleichbar mit den Schulen. Ebenso zählen die Träger der Jugendfreiwilligendienste zu unseren örtlichen Ansätzen. Die Jugendlichen des Freiwilligensozialen Jahres (FSJ) bekommen teilweise zum ersten Mal diese Thematiken zu Ohren, aber sie bekommen sie. 

Wo kommen wir an die restliche Zielgruppe heran, natürlich im öffentlichen Raum. Bei vielen Veranstaltungen sind wir mit unserem Infozelt vor Ort. Dazu zählen die Messen der Berufsorientierung für Schüler*innen oder Student*innen oder andere Festivitäten, z.B. unserer Kooperationspartner (CSD Magdeburg e.V. etc.). Aber auch Partys der hiesigen Gay-Community werden von uns mit einem Infostand besucht. Bei diesen Veranstaltungen kommt Mensch zwanglos ins Gespräch oder stattet sich einfach nur mit Verhütungsmitteln oder Gleitgel aus. 

Neben unseren Wissensvermittlungstätigkeiten sind wir auch im Test- / Beratungsbereich mit dabei. Testberatungsgespräche und mögliche anschließende Schnelltests bestreiten wir hier anonym und emphatisch. Wichtig ist es hier, eine Vertrauensbasis zu schaffen in der Gesprächssituation, um die Gesprächs- und Testatmosphäre so angenehm wie möglich zu gestalten. 

Neben den ganzen analogen Aktivitäten, ist das Referat auch im digitalen Zeitalter angekommen. In den sozialen Netzwerken (Facebook, Instagram, Twitter) sind wir mit der Geschäftsstelle präsent. Entweder mit Schnappschüssen von den einzelnen Veranstaltungen, mit Veranstaltungshinweisen oder Fachspezifischen Neuigkeiten werden unsere Follower und andere Interessierte immer auf den neusten Stand gebracht. 

Und dann kam der Lockdown, Shutdown, Landesverordnungen oder was auch immer und alle völlig down. 

Wie oben beschrieben, konnte unsere Arbeit so nicht weitergehen. Wie auch, war ja alles zu oder untersagt. Zu Recht natürlich, wenn dies bis dahin die einzige Möglichkeit war, der Infektionswelle Einhalt zu gebieten. Wie im Verlauf der Forschung bzgl. des HI-Virus, gab es immer wieder Änderungen durch neue Erkenntnisse, ähnlich der HIV-Forschung, nur um ein Vielfaches schneller. Was war zu tun? Nichts, weil wir durften ja nicht? Nein, wir haben uns angepasst. Die digitale Evolution hat uns nicht aussterben lassen, ganz im Gegenteil. Unser eh schon Digitalisierungsaffine Geschäftsführer hat schnell reagiert, anders als manche (Bildungs-)Einrichtungen. Innerhalb von ein paar Tagen im März 2020, waren alle Mitarbeiter*innen mit funktionierender Technik und entsprechender Software für das Home-Office ausgestattet. Im Referat wurde der inhaltliche Ablaufplan der analogen Veranstaltung in ein digitales Format umgewandelt und angepasst. Dies war die Voraussetzung, eine Anfrage seitens eines FSJ Trägers nicht abzulehnen zu müssen. Anfangs noch aus dem Home-Office, später dann aus unserem »Studio« in der Geschäftsstelle, konnten wir nun eine online Prävention durchführen. Das Studioequipment und einen schnelleren Zugang zur digitalen Welt hat unserer Geschäftsführer ebenfalls zeitnah erworben. Jetz erscheinen wir im rechten Licht, werden gesehen und treffen den richtigen Ton. 

Eine besondere Aufmerksamkeit gewann nun unser digitaler Auftritt. Vermehrt wurde in den sozialen Netzwerken agiert, geteilt und gepostet. Neben angepassten, fachbezogenen Buchstabenrätseln, geteilten und erstellten Informationsbeiträgen, die sich thematisch eigneten oder die Verlinkung sehr interessanter, themenbezogener Beiträge einer großen Videoplattform wurde so unser digitaler Auftritt der Situation angepasst bzw. erweitert.  

Unser Beratungs- und Testangebot blieb durch die Landesverordnungen auch nicht verschont. Gespräche in einem geschlossenen Raum, um Himmelswillen, Blutentnahme durch körperliche Nähe, auf keinen Fall... Hervorragende Verbreitungsszenarien für den SARS-CoV II. Dem musste entgegengewirkt werden. Der Geschäftsführer stattete den Beratungsraum technisch mit einem Luftfiltergerät und einer Spuckwand aus. Die Mitarbeiter*innen bekamen entsprechende Schutzausrüstung und Dienst- sowie Durchführungsanweisungen. Diese waren notwendig, da unser Beratungs- und Testangebot aufrecht gehalten werden musste. Warum? Neben unserer Einrichtung bietet nur noch das Gesundheitsamt entsprechend Testungen an und die waren und sind jetzt mit dem neuen Virus mehr als beschäftigt. Dies war auch ein Grund, einen Covid19 Antikörperschnelltest mit in unser Portfolio aufzunehmen. Nun konnten wir auch Menschen testen, die wissen wollten, ob sie infiziert sind oder waren, das technische sowie das Durchführungs-know-how besaßen wir ja durch unser bestehendes Schnelltestangebot. Wir konnten und können weiter testen und beraten, aber nur mit vorheriger Terminabsprache, damit die Anzahl der Personen in unserer Geschäftsstelle so gering wie möglich gehalten werden kann. 

Was machen wir eigentlich, wenn wir nicht online, mit Hilfe der Videotechnik, Jugendliche „nerven“ oder beraten sowie testen? 

Bevor Inhalte gepostet oder geteilt werden in den sozialen Netzwerken, müssen diese erst einmal erstellt oder gefunden werden. Es muss in den unendlichen Weiten des world wide web recherchiert, gesichtet und auf seine Tauglichkeit geprüft werden. Das geht mal schnell oder eben nicht. Das hängt immer vom Themengebiet ab, auf das sich im Referat bzw. der Geschäftsstelle geeinigt wurde. So verhält es sich auch mit den selbst erstellten Beiträgen oder Mit-Mach-Aktionen. 

Es braucht natürlich auch seine Zeit, analoge Bildungsangebote zu digitalisieren. Nicht alles kann 1 zu 1 übernommen werden, da vieles sich in der personalkommunikativen Interaktion bei der analogen Vermittlung abspielt. Hier muss im Experimentmodus verifiziert werden, welcher Inhalt mit welcher Methode vermittelt werden kann, ohne dass die Online-Veranstaltung zu einseitig verläuft. Eine gute Methodenmischung zwischen Selbermachen und Zuhören ist hier das Ziel. 

Im vergangenen Jahr waren Teilnahmen an Fortbildungen, Kongresse oder Fachveranstaltungen für uns nicht möglich, da so ziemlich alles abgesagt wurde bzw. nur sehr, sehr wenige Veranstalter*innen eine Online-Variante anbieten konnten. In diesem Jahr sieht dies schon anders aus. Kongresse, Fachveranstaltungen, aber auch Fortbildungen wurden onlinetauglich gestaltet und somit sind wir in diesem Jahr wieder mit den wichtigen Weiterbildungen beschäftigt. 

In der Hoffnung, dass sich die Situation bessert, müssen natürlich die anstehenden Veranstaltungen organisiert werden. Einige Termine von externen Veranstaltern stehen schon fest und wir haben ebenfalls etliche Veranstaltungen in petto. Diese gilt es zu organisieren und die Vorbereitungen zu koordinieren. 

Sie sehen also, uns wird es nicht langweilig und die Primärprävention stagniert nicht. 

In diesem Sinne auf ein baldiges, analoges Wiedersehen und bleiben sie gesund.

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